Minnegesang in Pfullendorf
Französische Chöre aus der Partnerstadt Saint-Jean de Braye zu Besuch bei Chips & Flips
Minnegesang, deutsch-französisches Liedgut und der europäische Gedanke.
Letzterer einst von Angela Merkel und Emmanuel Macron auf großer Bühne zelebriert, wurde am letzten Wochenende bei dem Besuch der französischen Chöre La Cantarelle und Arpeggio in Pfullendorf eindrucksvoll gelebt und vor allem besungen.
Bereits die Ankunft der Gäste, die von dem gastgebenden Chor Chips & Flips an Christi Himmelfahrt, Donnerstag 28. Mai, in der Pfullendorfer Stadthalle empfangen wurden, stand unter einem guten Stern. Der wochenlange Dauerregen hatte aufgehört und es klarte auf. Entgegen den Beschwörungen der Organisatorin Veronika Treubel von Chips & Flips blieb es aber kalt.
Die historische Stadtführung - fachkundig begleitet von Silvia Rückert und Anneliese Pallmann- startete also bei frostigen Außentemperaturen. Die Themen der musikalischen Begleitung der Chöre waren aber herzerwärmend. Begonnen wurde mit mittelalterlichem Minnegesang, von dem Chor Chips & Flips am Pfullendorfer Obertor und vor dem alten Haus sogar in Mittelhochdeutsch vorgetragen. Die Franzosen antworteten auf dieses Werben mit dem Minnegesang einer Grille aus dem 15. Jahrhundert. Bei dem Konzert in der Stadtkirche wurde sodann mit deutsch-französischem Wechselgesang der Sommer und die Freundschaft Europas besungen. Dem gelungenen Zusammenspiel der Chöre waren unzählige Proben, unter der Leitung von Josef Blender und Bruno Brouquieres, diesseits und jenseits der Landesgrenze vorausgegangen. Das Engagement ging sogar so weit, dass der Bus zu einer Besichtigungsfahrt der Brauerei Ott von den Chorleitern noch kurzerhand zum Probenlokal für den Auftritt in der Stadt umfunktioniert wurde.
So viel Einsatz wurde belohnt. Als die Chöre vor dem Bindhaus zum Abschluß der Stadtführung gemeinsam mit einem französischen Lied die Schönheit der göttlichen Schöpfung besangen, riss endlich der Himmel auf.
Der Freundschaftsabend im Maison du Lac, von der Stadt Pfullendorf gesponsert, konnte also zunächst im Freien stattfinden. Bürgermeister Ralph Gerster zitierte in seinem Grußwort ein Bonmot Pablo Picassos: "Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele". Alle Sänger waren sich einig: Genau das hatten sie bei ihrem Austausch erlebt. Musik überwindet alle Sprach- und Landesgrenzen. (Von: Martina Lucas)